Internationaler Tag der bemannten Raumfahrt: ein Tag auf der ISS

ISS

Der 12. April ist ein wichtiges Datum für die bemannte Raumfahrt – an diesem Tag flog der Kosmonaut Juri Gagarin 1961 erstmals ins All. Dieser Flug war der erste Flug eines Menschen ins All. Gagarin folgten seitdem über 600 Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten.

Seither wird dieses Datum jedes Jahr gefeiert, um an diesen ersten Erfolg in der Erforschung des Weltraums durch den Menschen sowie an alle nachfolgenden Erfolge zu erinnern.  Für die GMV-Teams, die am Betrieb der Internationalen Raumstation (ISS) beteiligt sind, ist dieser Tag deshalb von besonderer Bedeutung.

Doch wie sieht ein Tag in der bemannten Raumfahrt eigentlich heute aus? Wie sieht speziell der Betrieb der ISS aus? Und inwiefern unterscheidet sich die bemannte Raumfahrt heute vom ersten Raumflug von Juri Gagarin? Werfen wir einen Blick auf den 12. April 2022:

Aktuell befinden sich 11 Astronauten an Bord der ISS, was nicht sehr häufig vorkommt. Grund dafür ist die laufende „Axiom-1“-Mission, die erste vollständig private Mission zur ISS. Insgesamt leben und arbeiten gerade 4 private Astronauten, 3 russische Kosmonauten, 3 NASA-Astronauten und 1 ESA-Astronaut – Matthias Maurer – an Bord der ISS. Auf der ISS ist also gerade richtig viel los.

Der Tag auf der ISS beginnt wie üblich mit der DPC (Daily Planning Conference), an der alle Astronauten und die 5 weltweiten Kontrollzentren teilnehmen, die für den Betrieb der ISS zuständig sind. Houston ist nach wie vor das bekannteste davon, aber auch das Columbus-Kontrollzentrum (COL-CC) in Oberpfaffenhofen ist eines dieser fünf Kontrollzentren. Von dort aus werden die europäischen Aktivitäten auf der ISS geleitet. Dort sind die meisten der am ISS-Betrieb beteiligten GMV-Teammitglieder tätig. Die GMV-Mitarbeiter sind Teil des Flug- und Bodenkontrollteams (FCT/GCT); sie sind als Systemflugkontrolleure (STRATOS), Planer (EPIC), Bodenkontrolleure (GC), Subsystemingenieure (SSE), Bodenbetriebsplaner (GOP) und Flugleiter (FD) tätig.

Die Astronauten „pendeln“ den ganzen Tag zwischen den verschiedenen ISS-Modulen, einschließlich des europäischen Wissenschaftslabors „Columbus“, hin und her. Sie gehen einer Vielzahl von Aktivitäten nach. Sie führen komplexe wissenschaftlichen Experimente, Technologiedemonstrationen und Wartungsarbeiten durch, machen sportlichen Übungen und gelegentlich sogar Live-Veranstaltungen für die Medien. Rund um den Globus geht es in den Teams am Boden gleichermaßen geschäftig zu: Die Teams unterstützen sämtliche Aktivitäten, indem sie die Bordausrüstung und die Bodeninfrastruktur überwachen und kontrollieren, die benötigte Hardware vorbereiten und aktivieren, mit den Astronauten kommunizieren, die wissenschaftlichen Experimente steuern und die Aktivitäten für die kommenden Tage planen.

Abgesehen von einem „Happy Cosmonautics Day!“ hier und da, das in den Sprachschleifen zu hören ist, verläuft der Tag ziemlich „normal“ (wie wir zu sagen pflegen) – eben wie jeder andere (arbeitsreiche) Tag auf der ISS. Und das ist vielleicht einer der größten Unterschiede zwischen dem 12. April 1961 und dem 12. April 2022: Die bemannte Raumfahrt ist zur „Normalität“ geworden. Wir neigen gelegentlich sogar dazu, sie als Selbstläufer zu betrachten. Aber da dürfen wir uns nichts vormachen. Es genügen einige wenige Minuten an der Konsole – besonders an einem arbeitsreichen Tag wie heute –, um zu erkennen, wie viel Mühe und Engagement von Teams in aller Welt in die Aufrechterhaltung des Betriebs der Internationalen Raumstation gesteckt wird.

Trotz aller „Normalität“ geht die bemannte Raumfahrt nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen und Risiken einher. Diese Herausforderungen zu meistern, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Kompetenz, Disziplin und Teamarbeit. Wir sind sehr froh, dass die GMV-Kollegen, die den Betrieb der ISS und des Columbus-Kontrollzentrums unermüdlich unterstützen, diese Eigenschaften mitbringen. Feiern wir also gemeinsam einige der Erfolge, die die ISS und GMV im letzten Jahr in der bemannten Raumfahrt erzielt haben:

  • Erfolgreicher Abschluss von Increment 65 (wie eine „Expedition“ zur ISS genannt wird; in diesem Fall war es die 65. Langzeitexpedition zur Internationalen Raumstation seit Beginn der ISS) und der Alpha-Mission des ESA-Astronauten Thomas Pesquet, bei der mehrere GMV-Kollegen eine führende Rolle übernahmen

  • Start und erfolgreiches Andocken des Mehrzweck-Labormoduls (MLM) „Nauka“ an die ISS

  • Ankunft des Europäischen Roboterarms (ERA) auf der ISS

  • Rekord für die meisten Personen gleichzeitig im All (19 Personen im Dezember 2021)

  • Start des ESA-Astronauten Matthias Maurer und Beginn seiner Mission „Cosmic Kiss“

  • Axiom-1, die erste vollständig private Mission zur ISS

  • Mit den Missionen Alpha (Thomas Pesquet), Cosmic Kiss (Matthias Maurer) und Minerva (Samantha Cristoforetti) hat die ESA erstmals drei aufeinanderfolgende Missionen auf der ISS durchgeführt.

Und während wir diese Erfolge feiern, freuen wir uns auf viele weitere in der Zukunft. Mit zunehmender Kommerzialisierung der erdnahen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO) und dem Aufbau des Artemis-Programms, mit dem die Menschheit zurück zum Mond kehrt, steht der bemannten Raumfahrt eine aufregende Zukunft bevor. Wie schon Juri Gagarin 1961 vor seinem Start sagte: Pojechali! (Auf geht‘s!)

 

Autoren: Claudia Kobald und Joao Lousada

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